Ernst Schulze                          O Frühling komm!

1789 – 1817

O Frühling, komm! Laß deine Blumen keimen,

Erweck den Hain der Vögel süßes Lied,

Und schmücke bunt dein fröhlihes Gebiet

Mit Duft und Glanz und goldnen Wolkensäumen.

 

Wenn Liebe singt in allen grünen Bäumen,

Im Quelle rauscht, im hellen Haine blüht,

Dann wird vielleicht mein trauerndes Gemüt,

Von Glück umringt, sich selber glücklich träumen.

 

Doch wehe mir! Was blickt mein stiller Gram

Den Strahlen nach, die scheidend lang’ verglommen,

Und ruft umsonst die Schatten schön’rer Tage!

 

Die jedes Glück aus meinem Herzen nahm,

Hat auch dem Lenz die Liebeslust genommen

Und ließ ihm nichts als seine Liebesklage.